Hedelfingen sammelt heute Müll! Hedelfingen sagt heute: „Wir überlassen das Bewusstsein für die Regeneration und Gesundheit der Ökosysteme nicht anderen. Wir zeigen, dass wir uns einander etwas bedeuten und dass diese Fürsorge nur aufgeht, wenn wir die Natur, durch die wir leben, mit einbeziehen.“ Und das ist ein starkes Zeichen.

Den Müll nicht „normal“ werden lassen

Wir vertrauen darauf, das es kein großes Problem ist, in Plastik verpackte Lebensmittel aus industrieller Produktion und oft unter unwürdigen Verhältnissen hergestellt, im Supermarkt zu kaufen. Wir genießen einen Individualkonsum, der aus dem Ruder gelaufen ist und in Kauf nimmt, dass Plastik in den globalen Süden verschifft wird, wo sich die Menschen vor Müll nicht mehr retten können. Der Müll sammelt sich auf unseren Straßen, auf denen die Kinder spielen. Wir gehen daran vorbei, im Glauben, ein wichtigeres Ziel zu haben. – Jedes ausbleibende Aufbegehren ist eine Zustimmung zur naturzerstörenden Wirtschaftslogik, die sich seit dem Kapitalismus in unserer Mentalität breitmacht, sich absetzt wie Feinstaub und unsere kooperativen Wesenszüge; unseren Sinn für ökologische und soziale Gerechtigkeit blockiert. Wir wollen sie reinigen und wieder freilegen.

Plastik bleibt Plastik – auch nach dem Export

Wenn wir heute Plastik, Zigarettenkippen, alte Verpackungen und Flaschen aufsammeln, tun wir das nicht, um einfach den Stadtteil zu verschönern, sondern weil wir uns gegen achtlose Umweltzerstörung und somit Zerstörung unserer Nachbarschaft wehren wollen. Wir wollen fragen: „Was passiert mit all dem Müll? Wie wird er entsorgt?“ Wir wollen uns darüber in Kenntnis setzen, dass er nicht durch Entsorgung einfach aus der Welt geschaffen werden kann. Nur ein Teil des Plastikmülls kann tatsächlich recycelt werden, denn komplexe Verbundmaterialien sind schwer recycelbar. Die Nachweissysteme dafür, wo der Müll, der nicht recycelt werden kann, eigentlich entsorgt wird, sind oft mangelhaft – das wird nicht erfasst. Ein beträchtlicher Teil des Restmülls wird also deponiert, wobei die Abdichtungen und Auffangsysteme die Umweltauswirkungen zwar minimieren, aber nicht vollständig verhindern. Ebenso wird nicht-recycelbarer Müll verbrannt, einfach wildentsorgt oder in den globalen Süden sowie nach Malaysia, in die Türkei, nach Südostasien oder auch nach Osteuropa exportiert. Deutschland exportierte 2024 732.000 Tonnen Plastikmüll. Auch zahlreiche andere EU-Länder verschiffen Abfall in den globalen Süden. Jeden Tag verlassen dreieinhalb Millionen Kilo Plastikabfall die EU. Dahinter steht eine längere Geschichte von nicht übernommener Verantwortung, dessen Folgen wir spüren. Wir geben darauf folgende Antwort:

Uns und unsere Umwelt sauber halten

Plastik ist in unseren Wäldern, Plastik ist in unseren Gärten. Plastik ist in unseren Küchen, Plastik ist in unserem Trinkwasser, Plastik ist in unseren Lebensmitteln, Plastik ist in unseren Körpern. Die Natur und wir sind zur Mülldeponie geworden! Mikroplastik in unseren Körpern spiegelt die Mikro-Dimension der Zerstörung von uns und der Umwelt wider. Wir sind Pfleger:innen der Natur. Das bedeutet, dass wir heute mit dieser gemeinschaftlichen Müllsammelaktion für ein Leben in bewusster Verbundenheit mit dem Lebendigen durch kooperatives Handeln und Wirtschaften Sorge tragen. Grünflächen, Wiesen und Felder sind Orte der Gemeinschaft von Natur, Mensch und Tier; Orte an denen es uns gut geht; Orte, die unser Überleben durch fruchtbare Erde garantieren. Wir blenden in Gewohnheit zum Individualkonsum nicht die Folgen unseres Handelns aus, sondern setzen uns in Liebe zum Leben – zum Überleben – für die Fähigkeit ein, die Zusammenhänge des Lebens auch hier in Hedelfingen anzuerkennen und zu verstehen und verfolgen den gemeinsamen Auftrag, eine gemeinschaftliche Verantwortungsübernahme und Versorgung aufzubauen.

Fürsorge statt Sorglosigkeit

Flächen am Straßenrand und öffentlicher Raum sind Orte, an denen Platz für alle ist. Insofern gehört er uns allen und es liegt in unseren Händen, durch die Gestaltung dieser Orte zu bestimmen, auszudrücken, dass wir besser leben wollen und nur durch die Befreiung der Natur, die wir aufhören wollen zu vergessen, zu verachten, die wir gegen die Dominanz von Großbauprojekten und Straßenverkehr wieder regenerieren und blühen lassen – dass wir nur unter Fürsorge und gemeinschaftlichem Einsatz dafür – besser leben werden.