Im indischen Bundesstaat Sikkim, im Nord-Osten des Landes am Himalaya, wird die Landwirtschaft zu 100% ohne Pestizide organisiert. Dieser Prozess hat in Sikkim 14 Jahre gedauert. Zentral ist dafür das Wissen, um den richtigen Anbau und Pflege einer großen Pflanzenvielfalt und eine Achtsame Haltung gegenüber der Natur. Viele Menschen arbeiten in Indien in der Landwirtschaft und kämpfen für den Erhalt ihrer Lebensgrundlagen: „In Indien beispielsweise wurden auf lokaler Ebene Gemeindeversammlungen und ein alternatives zivilgesellschaftliches Parlament organisiert, um dort Initiativen zur Schuldenerleichterung für Bauern und Bäuerinnen zu diskutieren und Ansätze für eine Preispolitik zugunsten kleinbäuerlicher Erzeuger*innen zu entwickeln.“ (Nadja Dorschner, Nokutula Mhene, Jan Urhahn: Bäuerliches Saatgur erhalten, in Standpunkte 5/2020). 2020 und 2021 blockierten tausende Bäuer:innen mit Zelten und Traktoren die Zufahrtswege in die Indische Hauptstadt New Deli, um gegen ein Agrargesetzt der hindu-nationalistischen Regierung Indiens zu protestieren. Die Regierung wollte erreichen, dass die Produkte der indischen Bauern von den Weltmarktpreisen abhängig gemacht werden. Bisher wurden die Produkte zu Mindestpreisen verkauft und sollten in Zukunft zu Weltmarktpreisen verkauft werden, die stets Schwankungen unterliegen. Dann droht den Bauern ein Einnahmeverlust und eine Existenzbedrohung. In Indien kam es in den letzten Jahrzehnten zu tausenden Selbstmorden von Kleinbauern, die in die Abhängigkeit von Saatgutkonzernen und Kreditinstituten geraten waren und ihre Familien nicht mehr ernähren konnten.
In der Reportage “Die Öko-Rebellen vom Himalaya” der Deutschen Welle ist zu sehen, wie die Großindustrie in der deutschen Landwirtschaft erreicht, dass ökologische Konzepte wie in Sikkim wegen Profitinteressen verunmöglicht werden. Im Interesse der Großindustrie steht nicht die Versorgung der Bevölkerung mit gesunden Lebensmittel und der Schutz der Böden, sondern der Gewinn aus dem Verkauf essbarer, aber schädlicher Produkte. Gleichzeitig macht die Reportage die Perspektive auf, die ökologische Landwirtschaft in Deutschland könne durch den Einsatz von Robotern und Drohnen vorangetrieben werden. Jedoch zeigt das Beispiel Sikkim, dass das nicht notwendig ist. Im Gegenteil: Die Produktion solcher Maschinen würde nur die Umweltbelastung aus der Landwirtschaft in die Industrie verlagern. Vor allem würde sich durch den Einsatz von Maschinen nicht die notwenidige Achtung vor der Natur durch die Bevölkerung entwickeln.
Die Herstellung von Lebensmittel muss von uns als ein lebendiger Prozess erfahren werden, um eine Mentalität entwickeln zu können, die uns eine ökologische Lebensweise ermöglicht. Keine technischen Lösungen und Maschinen werden diese Bewusstseinsbildung, diese re-naturalisierung unserer Mentalität ersetzten können.
Die Öko-Rebellen vom Himalaya auf Deutschen Welle, April 2020:
Nadja Dorschner, Nokutula Mhene, Jan Urhahn: Bäuerliches Saatgur erhalten, in Standpunkte 5/2020:
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