Unser Saatgut wurde über Jahrtausende gezüchtet und weitergegeben und stellte schon immer unsere Lebensgrundlage dar. Damit ist es ein historisches Kulturgut, im Besitzt der Bevölkerung. Die Beobachtung und Pflege, die zum Erhalt und zur Entwicklung des Saatguts notwendig ist, wurde nicht von Armeen und den Machtinteressen der Herrschenden geleistet, sondern von unseres Gleichen, von Menschen, die sich der Verbindung zur Natur und der Ernährung der Bevölkerung verschrieben haben. Der Erhalt unseres Saatguts ist also ein Erbe des demokratischen und ökologischen Teils der Bevölkerung. Zahllos waren die Versuche der Herrschenden die Bevölkerung anzugreifen und sich zu Herren über fremde Völker aufzuschwingen. Für ihren Machterwerb haben die Herrschenden Aushungerungen, Ernteraub und Saatgutvernichtung als Waffe gegen die Bevölkerung eingesetzt. Unser Saatgut zu schützen und zu verteidigen ist eine wichtige, grundlegende und notwendige Voraussetzung, um uns vor Angriffen und Abhängigkeiten zu schützten. Wie Hunger als Waffe gegen die Bevölkerung eingesetzt wird, können wir heute in Syrien sehen, wo das Regime unter Assad einen Krieg gegen die eigene syrische Bevölkerung führt. Der Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt e.V. unterstützt ein Netzwerk von Bäuer:innen in Syrien, um den Anbau von Lebensmittel aufrecht zu erhalten. https://www.nutzpflanzenvielfalt.de/saatgut-f%C3%BCr-syrien Damit wurde es auch geschafft in den belagerten Städten kleine Gärten anzulegen, um den Widerstand der Bevölkerung gegen das Assad-Regime fortführen zu können. Unser Saatgut zu schützen und zu verteidigen ist eine wichtige, grundlegende und notwendige Voraussetzung, um uns vor Angriffen und Abhängigkeiten zu schützten.
Weltweit wird das Saatgut der Kleinbäuer:innen, Indigenen und Bevölkerungen von internationalen Großkonzernen gestohlen. Die Konzerne patentieren das Saatgut, das die Menschen seit Jahrtausenden gemeinschaftlich und kostenlos benutzten. Wenn es zu solchen Patenten kommt sind die Menschen plötzlich gezwungen für ihr eigenes Saatgut zu zahlen. Die gemeinschaftliche und kostenlose Nutzung des Saatguts wird unterbrochen. Das Saatgut wird zur Ware auf dem kapitalistischen Markt.
Mit der Herstellung von genmanipuliertem Saatgut ist es den Konzernen möglich Pflanzen herzustellen, deren Samen zwar noch essbar sind, die aber nicht mehr als Saatgut verwendet werden können, weil sie nicht mehr austreiben. Damit ist der natürliche Kreislauf unterbrochen. Die Nutzer:innen von solchem Saatgut sind gezwungen jedes Jahr erneut bei den Konzernen zu kaufen, weil kein eigenes Saatgut mehr herstellen können. Außerdem zwingt sie dieses genmanipulierte Saatgut zum Einsatz der chemischen Düngemittel dieser Konzerne, ohne die dieses Saatgut nicht wächst. Mit ihren Patenten und ihrem genmanipulierten Saatgut machen die Konzerne die Bevölkerung von sich abhängig und sind so in der Lage mit Hilfe von Grundnahrungsmittel Macht über die Menschen auszuüben. Um unser Saatgut vor diesen Zugriffen zu schützen ist es wichtig, selbst samenfestes Saatgut zu gewinnen, zu teilen und vor dem kapitalistischen Markt zu schützen. In Deutschland gibt es dafür zahlreiche Saatgut-Vereinen und -Netzwerke. In Süd-Deutschland gibt es beispielsweise das Genbänkle (genbaenkle.de) ein Netzwerk von Vereinen, Gärtner:innnen und Garten-Projekten die alte Sorten erhalten und tauschen.
Zahlreiche Länder sind in die Abhängigkeit von Nahrungsmittel-Importen geraten. Beispielsweise Ägypten, das einst den ganzen Mittelmeerraum mit Weizen versorgen konnte, muss seine Lebensmittel jetzt importieren. Eine Bevölkerung ohne Saatgut, die auf den Import von Lebensmittel angewiesen ist, ist abhängig und unfähig ein ökologisches Leben zu führen. Wie in Ägypten ist es eigentlich in jeder Großstadt.
Die Stadtbevölkerung ist nicht in der Lage sich selbst zu ernähren. Sie ist auf die Nahrungsmittel-Importe des Um- und Auslands angewiesen. Das Naturferne Leben in der Stadt, verhindert, dass die Stadtbevölkerung sich ihrer Verbundenheit zum Ökosystem bewusst werden kann. Wir werden aber die ökologischen Probleme, für die die Städte mit eine Ursache sind, nur lösen, wenn sich die Stadtbevölkerung einer ökologischen Lebensweise annähert. Dazu gehört, dass das Wachstum der Städte gestoppt werden muss. Wir müssen die Stadt in einen großen Garten verwandeln. Die Bevölkerung und die städtischen Landschafts- und Grünflächenämter müssen beginnen Obst- und Nussbäume in den Städten zu pflanzen. Auf allen Grünstreifen, Balkonen und Blumentöpfen sollten essbare Pflanzen angebaut und ausgesät werden. Wir müssen die Straße vor unserer Haustür zur Sackgasse für Autos machen. Das Verkehrsamt muss ganze Stadtviertel vom Autoverkehr befreien. Der Asphalt muss von den Straßen gerissen werden, um auf diesen Flächen Gärten anlegen zu können. Der urbane Garten ist ein Zukunftsperspektive und er ist ein sozialer Ort, des Zusammenkommens, der Verständigung, der Versorgung und der Care-Arbeit.
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