Sie ist 1996 mit ihrer kurdischen Familie aus der Türkei nach Einbeck in Deutschland geflohen. Erst als sie älter wird, erfährt sie, dass ihr jüngster Onkel, also der Bruder von ihrem Vater, vom türkischen Militär in der Dorfmitte zu Tode geprügelt wurde. Dies ist eines der Ereignisse, dass ihr Leben später stark prägen wird. Sie trägt den Name ihrer Oma. Sie wächst als ein sehr herzliches Mädchen auf und ist für die fröhliche Stimmung, die sie verbreitet, bekannt. Ihre besondere Beziehung zu kleineren Kindern, führt sie zunächst zur Entscheidung, zusammen mit ihrer Schwerster, eine Ausbildung als Erzieherin an zu fangen. Als ihre Nichte geboren wird, übernimmt sie selbst schon Fürsorge und Erziehung der Kleinen.

Als Jugendliche lernt sie die Geschichte der Kurd:innen kennen, ihre Traditionen und Kulturen. Sie ist schockiert von den Angriffen der türkischen Faschisten auf die Kurden, schockiert vom Mord am Onkel und von den faschistischen Angriffen des Islamischen Staats auf die Frauen. Deswegen beginnt sie an Demonstrationen teilzunehmen und engagiert sich im kurdischen Frauenkomitee und in kurdischen Vereinen, die versuchen von Deutschland aus die Freiheit und Autonomie der zahlreichen Volksgruppen in den vier Teilen Kurdistans zu erreichen. Tage und Nächte ist sie mit Freund:innen und Geschwistern auf Kundgebungen und Demonstrationen. Der Freiheitskampf der Frauen fasziniert sie. Selbst beginnt sie ihre eigene Rolle als Frau zu hinterfragen, sie kann die Unterdrückung der Frauen weltweit nicht mehr akzeptieren und stellt alles in ihrem eigenen Leben infrage. Im September 2016 verlässt sie das Land und schließt sich der kurdischen Freiheitsbewegung in Kurdistan an, um für die Befreiung der Frauen und gegen die Unterdrückung der Kurden zu kämpfen.

„Auch ich trage meinen Beitrag zu dieser Revolution bei, für eine bessere Welt, ein Leben in Freiheit und Frieden. Auch ich bin ein Teil dieser Berge geworden.“ Ş. Seher Deniz

Im Juli 2022 wurde Ş. Seher Deniz vom türkischen Militär ermordet.

Unsere Zukunft wird nur lebenswert sein, wenn sie ökologisch und gerecht wird. Für beides stehen wir zusammen mit unzähligen anderen Menschen auf der ganzen Welt. Und wir tuen dies mit den Gedanken und Hoffnungen derjenigen, die heute nicht mehr leben. Deswegen erinnern und gedenken wir an die Leben und Kämpfe von Ella Nik Bayan und Ş. Seher Deniz. Im Zeichen ihrer Hoffnungen und Kämpfe pflanzen wir einen Baum für sie. Diese Bäume stehen in unserer Stadt, sie werden einen Beitrag zu einem ökologischen Lebem sein. Sie werden in Zukunft einen Teil unserer Ernährung und unserer Erinnerung tragen.

Gedenken und Baumpflanzung:
Freitag, 11.11.2022 | 16 – 18 Uhr | Kleine Wildnis Hedelfingen